Brown, Henderson, Vinther, Fletcher, Sistiaga, Herrera, Summons, 2017
Klassifizierung: Nodosauridae
Fortbewegung: quadruped
Ernährung: herbivor
Bedeutung des Namen: Schild des Nordens
Das Fossil des Borealopelta wurde am 21. März 2011 zufällig von dem Arbeiter Shawn Funk in der Suncor Millennium Mine in der kanadischen Provinz Alberta gefunden. Er bemerkte, dass einige der Felsformationen etwas Ungewöhnliches hatten. Das Royal Tyrrell Museum wurde benachrichtigt und ein Team, darunter der Kurator für Dinosaurier Donald Henderson, geschickt, um einen Blick darauf zu werfen. Sie erkannten bald, dass die Felsen einen gepanzerten Dinosaurier enthielten.
Während der Kreidezeit vor etwa 110 Millionen Jahren wurde der tote Körper dieses gepanzerten Pflanzenfressers durch einen extremes Hochwasser führenden Fluss in das offene Meer getrieben. Durch die schnelle Ablagerung in den Sedimenten blieben die Details seiner gepanzerten Hautoberfläche sehr gut erhalten. Sein Schädel besitzt noch die fliesenähnlichen Platten mit einer von grauer Patina überzogenen, versteinerten Haut.
Entdeckt wurde das außergewöhnlich gut erhaltene Fossil des Borealopelta in einer riesigen Grube, etwa 27 Kilometer nördlich von Fort McMurray. Das westliche Kanada der Kreidezeit ähnelte in seinen klimatischen Bedingungen etwa dem Gebiet des heutigen Südflorida, mit feuchtwarmen Wetter, großen Nadelbaumwäldern und farngefüllten Wiesen. Das Exemplar ist dass am besten erhaltene Fossil eines Nodosauriers, das bislang gefunden wurde. Für die Paläontologen ist die erstaunliche Erhaltung des Borealopelta ein Glücksfall. In der Regel sind nur die Knochen und Zähne als versteinerte Überreste vorhanden, nur selten bleibt fossiliertes Weichgewebe erhalten. Es gibt auch keine Garantie dafür, dass ein Fossil seine zu Lebzeiten bestehende Form behält. So sind zum Beispiel gefiederte Dinosaurier, die in China entdeckt wurden, nur als flaches Fossil in Steinplatten erhalten. Auch der in Nordamerika entdeckte mumifizierte Entenschnabel-Dinosaurier Brachylophosaurus, einer der komplettesten, die jemals gefunden wurden, sieht eher sonnengetrocknet aus. Während seiner Ablagerung in den Sedimenten eines Sees wurde das Fossil des Borealopelta auf den Rücken gedreht und das Skelett wurde in Richtung des Hautpanzers gedrückt. Das bemerkenswerte Fossil stammt von einem gut fünfeinhalb Meter langen Individuum, das etwa 1,3 Tonnen wog.
Ein Bruch in der linken Schulterspitze des Borealopelta zeigt einen Querschnitt seines knöchernen Kerns. Die Spitze war von Keratin umhüllt, also das gleiche Material, das sich in menschlichen Fingernägeln befindet. Die Osteodermen befinden sich bei dem Fossil noch an ihrem ursprünglichen Platz, auch Spuren der Schuppen dazwischen sind noch erhalten.
Mehr als 7000 Stunden in fünf Jahren brauchte der Präparator Mark Mitchell, um langsam die Haut und die Knochen des Fossils freizulegen. Auf dem Torso des Borealopelta liegen schokoladenbraune Rippen neben braunen Osteodermen und dunkelgrauen Schuppen. Selbst die Sehnen, die einst den Schwanz bewegten, sind neben der Wirbelsäule als dunkelbraune Bänder erhalten geblieben. Die Forscher untersuchten die Hautschuppen auf ihre ursprüngliche Pigmentierung. Demnach war die Hautoberfläche rotbraun gefärbt, die Körperunterseite jedoch heller.
Im Jahr 2020 beschrieben Caleb M. Brown und seine Kollegen, was die letzte Mahlzeit.des Borealopelta war. Sie bestand hauptsächlich aus Farnblättern, 88 Prozent gekautes Blattmaterial und sieben Prozent Stängel und Zweige. Sie fanden heraus, dass Borealopelta durchaus wählrisch bei der Nahrungssuche war und bestimmte Farne (Leptosporangiate, die größte Gruppe von heutigen Farnen) bevorzugte und nicht viele Cycad- und Nadelbaumblätter fraß, die in der frühen Kreidezeit häufiger vorkamen. Außerdem identifizierte das Team 48 Palynomorphe (Mikrofossilien wie Pollen und Sporen), darunter Moos oder Leberblümchen, 26 Keulenmoose und Farne, 13 Gymnospermen (meist Nadelbäume) und zwei Angiospermen (Blütenpflanzen). Die Forscher fanden auch Gastrolithen, die im Allgemeinen von Tieren wie pflanzenfressenden Dinosauriern und auch den heutigen Vögeln, verschluckt wurden, um die Verdauung zu unterstützen.
Höhe: 1,6 m
Länge: 5,5 m
Gewicht: 1,3 to
Holotyp: TMP 2011.033.0001 (Royal Tyrrell Museum of Palaeontology, Drumheller, Alberta)
Fundort: Clearwater Formation, Wabiskaw, Suncor Millennium Mine, Fort McMurray, Provinz Alberta, Kanada

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Weitere Informationen
An Exceptionally Preserved Three-Dimensional Armored Dinosaur Reveals Insights into Coloration and Cretaceous Predator-Prey Dynamics / Caleb M. Brown, Donald M. Henderson, Jakob Vinther, Ian Fletcher, Ainara Sistiaga, Jorsua Herrera, Roger E. Summons, 2017 / Current Biology 27, 2514–2521, August 21, 2017 /
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An exceptionally preserved armored dinosaur reveals the morphology and allometry of osteoderms and their horny epidermal coverings / Caleb M. Brown, 2017 / PeerJ 5:e4066 https://doi.org/10.7717/peerj.4066 /
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Dietary palaeoecology of an Early Cretaceous armoured dinosaur (Ornithischia; Nodosauridae) based on floral analysis of stomach contents / Caleb M. Brown, David R. Greenwood, Jessica E. Kalyniuk, Dennis R. Braman, Donald M. Henderson, Cathy L. Greenwood, James F. Basinger, 2020 / Royal Society Open Science, Volume 7, Issue 6 / https://doi.org/10.1098/rsos.200305 /
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